Anfrage an Kamps Juli 2012

 

Sehr geehrte Damen und Herren, zu folgendem Thema bitte ich
um Stellungnahme: Ich lebe im Kreis Heinsberg und hier werden auf den
Getreidefeldern einen Tag vor der Ernte überall Taubenjagden veranstaltet,
meistens ohne das der Landwirt unterrichtet wird. Bei den Taubenjagden hier
wird fast nie eine Nachsuche vorgenommen. Alle toten Tiere verbleiben im
Getreidefeld! Das bedeutet, wenn der
Landwirt erntet, werden alle toten Tauben und andere Vögel mit dem Getreide
geschreddert und eingelagert. Das wiederum bedeutet, das die frischen Kadaver
im Getreide schimmeln. Man vermag sich gar nicht vorzustellen, was dort für
Bakterien lagern! Ich beobachte dies nun
schon seit einigen Wochen und habe auch mit vielen Landwirten über dieses Thema
gesprochen. Von einigen Landwirten weiß ich auch, das dieses Getreide an Sie
geliefert wird. Wie stehen Sie dazu?

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Antwort von Kamps August 2012:

Sehr geehrte Frau Hesterkamp,

 

bitte entschuldigen Sie zu aller erst die verspätete Antwort. Die Verspätung liegt keinesfalls daran, dass wir Ihre Anfrage nicht ernst nehmen. Vielmehr haben wir intensive Gespräche mit unserem Mehl Lieferanten geführt, um Ihre Anfrage fundiert beantworten zu können. Vorne weg möchte ich kurz darauf hinweisen, dass wir als Kamps GmbH seit Jahren mit einer bekannten und zertifizierten Mühle zusammenarbeiten. Wir legen sehr viel Wert auf eine Vertrauensbasis in der Zusammenarbeit, so dass wir gerade im Bereich der Rohstoffe langjährige und stabile Partnerschaften fördern. Zur Beantwortung Ihrer Anfrage haben wir versucht alle verschiedenen Betrachtungsweisen – die des Landwirts, des Jägers und des Müllers – zu berücksichtigen.

 

Informationen zur Taubenjagt in NRW:

 

  1. Zur Taubenjagt ist generell zu bemerken, dass die Population von Ringel- und Türkentauben in NRW durch mangelhafte Bejagung und zu wenige Fressfeinde ungeheure Ausmaße angenommen hat. Einige Untere Jagdbehörden beklagen bereits die viel zu geringe Bejagung, die notwendig ist um „Fresschäden“ für die Landwirtschaft gering zu halten. Sollte der Landwirt mit seinen Äckern einer Jagdgenossenschaft angehören, muss für die Jagd nicht jeweils um eine Jagderlaubnis gefragt werden. Eine Unterrichtung über den Jagdtag und das Wild wäre eine Sache der Höflichkeit aber rein rechtlich keine Pflicht. Das Jagdrecht der Jagdgenossenschaft ist im Bundes- und Landesjagdgesetz geregelt. Taubenjagden finden häufig organisiert durch die Kreisjägerschaft an einem Tag statt, damit die häufig bereits nach einem einzigen Schuss auf- und davon fliegenden Taubenschwärme sich nicht verziehen können, sondern bei der Ankunft an einem anderen Platz auch beschossen werden können. Nur die gleichzeitige gemeinsame Bejagung führt bei der Taubenjagd zu einem einigermaßen befriedigendem Erfolg. Vermutlich haben Sie gerade genau diesen oder diese wenigen Jagdtage beobachtet.
  2. Die Taubenjagt unterliegt in Deutschland einer engen Regelung. In Nordrhein Westfalen ist die Jagd nur auf zwei Taubenarten gestattet: - Ringeltauben und Türkentauben -  alle anderen Taubenarten dürfen überhaupt nicht bejagt werden. Die Jagd für die genannten beiden Taubenarten ist laut Jagdgesetz NRW nur in der Zeit vom 1.11. bis zum 1.2. erlaubt. Die vollkommene Schonzeit in den übrigen Monaten des Jahres -  also insbesondere in der Wachstumszeit des Getreides - kann nur durch die Untere Jagdbehörde des jeweiligen Kreises bei besonders hohem Taubenbestand aufgehoben werden. Die Entscheidung für eine Ausnahme von der regulären Schonzeit ist im Kreis zu veröffentlichen.

 

Zu Ihrer Anfrage:

 

  1. Die Jagdvorschriften sehen zwingend immer eine Nachsuche und Bergung des erlegten Wildes - hier der Tauben - vor. Ein Liegenlassen ist nicht jagdgerecht und verstößt gegen die Jagdvorschriften. Die beschriebene Taubenjagd am Getreideacker wäre demnach nur mit Zustimmung des Kreises und  nur mit dem Einsatz von jagdlich ausgebildeten Hunden zur Suche korrekt.
  2. Mähdrescher schneiden bei der Ernte ca. 20-25cm über dem Boden ab, denn:  Stoppeln sollen stehen bleiben, es sollen keine Erdschollen, Äste von Bäumen am Feldrand und natürlich auch kein  wie bei der hier beschriebenen unkorrekten Verfahrensweise -  auf dem Acker verbleibender Taubenkadaver in den Mähdrescher gelangen. Erfolgt die Jagd Wochen vor der Ernte ist zusätzlich davon auszugehen, dass der Kadaver vom Fuchs oder vom in NRW sehr verbreiteten Mäusebussard gefressen wurde. Den Rest erledigen normalerweise sehr schnell Fliegen und die Sonne.
  3. Mähdrescher haben Siebe zum Aussortieren von größeren Bestandteilen - vor allem dem Stroh, Disteln und anderen auf dem Acker wachsenden Pflanzen. Die kleinsten Siebe sind so klein, dass nur Körner durch passen können, keinesfalls Tauben. Die Sorge - die geschossenen Tauben landeten im Getreide - ist also nicht begründet.
  4. Sollten – was fast auszuschließen ist - dennoch Teile ins Getreide gelangen, so würden diese einen schlechten Geruch aufweisen. Getreide wird bei der Ankunft in der Mühle immer gründlich untersucht und unterliegt strengen Qualitätsrichtlinien, der Zertifizierung der Mühle entsprechend. Das Auffinden von schlechtem Geruch hätte eine umgehende Reaktion zur Folge. Bitte beachten Sie, dass das Auffinden von Tauben oder Taubenkadavern in den letzten von unser Mühle zu übersehenden Geschichte von 30 Jahren noch nicht vorgekommen ist.
  5. Sollten im Getreide nach der umfangreichen Eignungsprüfung noch irgendeine Restverschmutzung vorliegen, so wird diese aber mit Garantie durch die Getreidereinigungsmaschinen erfasst und aussortiert. Getreidekörner werden in der Reinigung gescheuert, so dass außen liegende Verunreinigungen abgehen. Zusätzlich wird die Schale (Kleie) bei der Vermahlung entfernt, so dass man nur den sauberen Kern zu Mehl verarbeitet, dass dann in unseren Produkte gelangt.
  6. Weiterhin ist zu beachten, dass Mehle vor dem Verzehr im Backofen erhitzt werden, so dass die Backware nach dem Backofen vollkommen steril ist. Diese Abtötung aller Bakterien im Backofen - auch eventuell krankmachender Bakterien- ist ein wichtiges Argument für die Beliebtheit und den Verzehr von gesunden Backwaren.

 

Sehr geehrte Frau Hesterkamp, ich hoffe sehr, dass wir Ihnen Ihre Unsicherheit bezüglich der Verunreinigung, der von uns verwendeten Mehle, nehmen konnten. Qualitätssicherung und Qualitätskontrollen werden bei uns im Hause sehr ernst genommen und wir können Ihnen versichern, dass wir nur einwandfreie Backwaren in unseren Bäckereien anbieten. Wir hoffen sehr Sie auch weiterhin als Gast in unseren Kamps Bäckereien begrüßen zu dürfen und verbleiben mit freundlichen Grüßen

 

Eva Radosavac

Direktor Marketing und Operations Backstube

 

 

 

erneute Nachfrage bei Kamps August 2012

 

Sehr geehrte Frau Radosavac,

 
ich bedanke mich für Ihre ausführliche Antwort, aber diese ist keineswegs befriedigend.
Unser Verein (Gegen Haus- und Wildtiermord e.V.) kennt die Jagdgesetze sehr gut, nur ist es im Kreis Heinsberg leider so, das sich die Jägerschaft selten an die eigenen Gesetze hält. Der Grund, warum wir Ihnen eine solche Frage gestellt haben, war ja der, das wir eben ganz andere Erfahrungen haben und vieles beobachten.
Die Vogeljagden, seien es Tauben, Möwen, Rabenkrähen oder auch verbotenerweise Saatkrähen, finden in der Regel 1 - 2 Tage vor den Ernten statt und der jeweilige Landwirt weiß meistens gar nichts davon. Nach der Jagd wird so gut wie nie eine Nachsuche gemacht und die Landwirte selbst schimpfen auf diese Verfahrensweise und Unterlassung der Jäger. Nach der Ernte sind die Felder sauber, das tote Wild ist weg! So gut waschen und reinigen kann man das Getreide nicht, das die Bakterien verschwinden, denn das Getreide ist Blut getränkt und in höchsten Maße verunreinigt.
Unser Verein selbst hat schon einige Strafanzeigen gestellt, wegen fehlender Nachsuche!
 
Mit freundlichen Grüßen
Gabriele Hesterkamp
1. Vorsitzende
Gegen Haus- und Wildtiermord e.V.

Antwort von Kamps:

 

Sehr geehrte Frau Hesterkamp,

vielen Dank für Ihre Rückmeldung zu unserer Information und Ihre Geduld. Wir haben Ihre Anmerkungen noch einmal im Zentraleinkauf und unserer Qualitätsabteilung
diskutiert, um Ihre Bedenken hoffentlich zerstreuen zu können. Jedes Jahr geben
wir unserem Mehl Lieferanten eine genaue Spezifikation der Mehlqualität, die
wir für unsere Backwaren verwenden. Diese Spezifikation beruht auf verschiedene
einzelne Kriterien, die wir schon im Vorfeld bei der Beurteilung der Rohstoffe
überprüfen. Bei Lieferung der Mehle werden durch unsere Qualitätsabteilung
verschiedenen Untersuchungen mikrobiologischer Art durchgeführt, die eine
bakterielle Verseuchung bzw. bakterielle Rückstände im Mehl ausschließen. Die
Ihnen beobachtete Vorgehensweise der Jäger sorgt sicherlich erst einmal für
Unsicherheit. Dennoch müsste erst einmal geklärt werden, ob die von Ihnen
beobachteten Jagden auf Feldern für Futtergetreide oder Feldern für
Brotgetreide stattfinden. Über die Richtlinien der Jagd auf Feldern für
Futtergetreide können wir leider keine Auskunft geben. Weiterhin kann ich Ihnen
versichern, dass der große Teil der von uns verwendeten Rohstoffe durch
Brotgetreidefelder in Bayern und in der Magdeburger Börde bedient wird.
Getreide aus NRW wird nur in geringen Mengen verwendet und dann vorwiegend aus
der Umgebeung um die Kölner Bucht. Ich kann Ihnen versichern, dass die von uns
verwendeten Mehle einwandfrei sind. Wir legen sehr viel Wert auf die Einhaltung
unserer strengen Qualitätrichtlinien und überprüfen diese ständig durch unser
Haus-eigenes Qualitätsteam. Ich hoffe sehr, dass sich Ihre Bedenken damit
zerstreut haben und wir Sie weiterhin als Kundin in einer unserer Kamps
Bäckereien begrüßen dürfen.

Mit
freundlichen Grüßen

Eva
Radosavac